Late Night oder Early Bird – wer arbeitet denn wirklich effektiver?

Studien zu urteilen sind Mitarbeiter in den frühen Morgenstunden am konzentriertesten bei der Arbeit. Allerdings gibt es auch den ein oder anderen Langschläfer unter den Kollegen - der wird vor dem 3. Kaffee sicherlich nicht wirklich fit und konzentriert sein. Die Nachtschicht hingegen wird meistens als schlechteste Arbeitszeit eingestuft – aber was ist mit den Nachteulen? Denen, die bis weit in den Tag hinein schlafen können und ein konzentriertes, waches Arbeiten bis tief in die Nacht nicht schwerfällt?

Jeder hat seine eigene innere Uhr, seine eigenen Abläufe und Gewohnheiten. Mir persönlich macht ein frühes Aufstehen absolut nichts aus - 5:30 Uhr aufstehen, kein Problem! Dafür bin ich abends um 21:00 Uhr schon wieder todmüde. Meine leistungsstärkste Zeit liegt also vermutlich irgendwo zwischen 06:00 und 15:00 Uhr.
Chronobiologen zufolge gehöre ich also zu der Gruppe der Lerchen (den Frühaufstehern), es gibt aber noch zwei weitere: die Eulen (Nachtmenschen) und den Normaltyp (also die große Mehrheit). Interessant zu wissen, denn Eulen kommen langsam erst in die Gänge, wenn ich schon ein gutes Drittel meines Tages hinter mir habe.

Statistisch betrachtet verhält sich die Leistungskurve eines Menschen jedoch immer gleich: zuerst der Leistungshöhepunkt am – jeweiligen frühen – Morgen, dicht gefolgt vom bekannten „Mittagstief“, nicht zu unterschätzen, wenn die Pizza vom Mittagessen noch im Magen liegt und einen gedanklich immer näher in Richtung Sofa zieht. Hierauf folgt ein kurzes Zwischenhoch am frühen Abend, anschließend ein kontinuierlicher Abfall der Leistungskurve.
Je nach Schlaf -und Wachverhalten der jeweiligen Person verschiebt sich dieser Zeitraum natürlich. Jemand der bereits um 5:30 Uhr aufsteht hat sein Mittagstief vermutlich bereits gegen 12:00 Uhr, wohingegen die Nachteule hier gerade zur Höchstform aufläuft und erst um 15:00/16:00 Uhr ihr Mittagstief erreicht.

Gut zu wissen ist auch, dass wir keine dauerhaften Hochs- und Tiefs haben, sondern unser Rhythmus eher im 90-Minuten Takt schlägt: der circadiane Rhythmus.
90-minütige Abschnitte vom konzentrierten Arbeiten werden abgelöst von 90-minütigen Ruhephasen unseres Gehirns. Wir arbeiten am effektivsten, wenn wir unseren eigenen Arbeitszyklus kennen, da wir wichtige Aufgaben, die hohe Konzentration erfordern entsprechend planen können.
Notieren Sie sich hierfür am besten, über Wochen hinweg, täglich, wann Sie sich am motiviertesten fühlen, wann nicht und wann Ihnen eine starke Konzentration besonders leicht fiel. Gibt es, aus welchen Gründen auch immer, Abweichungen des gewohnten Tagesablaufes und dadurch eine Verschiebung der Hochleistungsphasen, so notieren Sie sich auch das. Anhand dieser Auswertung können Sie Ihren Tag am effektivsten planen und auch notwendige Pausen, zum Beispiel wenn bald Ihr größtes Tief anfängt, kalkulieren.

Natürlich passen diese – eigens abgestimmten – Zyklen nicht immer zu den jeweiligen Arbeitszeiten, daher bietet es sich an, kreative Lösungen zu entwickeln und diese mit einem, ggf. vorhandenen, Gleitzeitarbeitszeitmodell zu vereinbaren. Ich, als Early Bird, fange super gerne früh an zu arbeiten, bin dafür aber meist gegen 15:00 Uhr nicht mehr wirklich konzentriert und nur noch bedingt aufnahmefähig. Daher lege ich mir die wichtigen Arbeiten immer auf den frühen Morgen oder den Vormittag. Am Nachmittag schaue ich, dass ich mich Aufgaben widmen kann, die nicht zwangsläufig eine hohe Konzentration von mir erfordern.

Kreativität hingegen wird, laut einer Studie aus dem Journal Thinking & Reasoning von 2011, bei Müdigkeit eher gefördert. Klar, unser Hirn ist nicht von analytischem Denken blockiert (da wir einfach zu müde dafür sind) und kann freischwingen.
Überlegen Sie doch mal, wann waren Sie das letzte Mal am kreativsten? Wann fiel Ihnen denn spontan eine Lösung für das – schon lange im Raum stehende – Problem ein, oder welche Wandfarbe nun doch am besten zum Sofa passt? Vermutlich dann, wenn Sie noch mit Schlaf in den Augen, Zähne putzend vorm Spiegeln standen oder wenn Sie abends die letzte Runde mit Ihrem Hund um den Block drehten.

Sie sehen also, oder besser gesagt lesen es, in der Theorie gibt es keine Effektivitätsunterschiede zwischen Eulen und Lerchen, Early Birds oder Late Nightern.
Je nach Berufsgruppe arbeiten wir sogar zu den unterschiedlichsten Hoch- bzw. Tiefphasen am effektivsten. Nehmen wir doch mal einen Mediengestalter, der die Aufgabe hat, eine Werbeanzeige für ein Modeunternehmen zu entwerfen – dem wird sicherlich eher die zündende Idee (und somit die effektivste Arbeitsleistung) zu seinen Tiefphasen einfallen. Der Buchhalter hingegen leistet die beste Arbeit in seinen konzentrierten Hochphasen.

In einer Phase hingegen sind wir hingegen alle gleich – dem Suppenkoma nach der Mittagspause.